Sexuell übertragbare Infektionen

= sexual transmitted infections (STI)
Wie der Name sagt, handelt es sich dabei um Infektionen die beim Sex übertragen werden können. Es gibt STI gegen die man sich gut schützen kann und andere gegen die man sich kaum schützen kann.

Wichtig bei STI ist zu wissen:

    • diese können nur durch spezifische Untersuchungen festgestellt werden
    • Selbstbehandlung ist zu vermeiden
    • wenn der Verdacht vorliegt sollte man eine*n Ärzt*in aufsuchen
    • Sexualpartner*innen sollten über die Infektion informiert werden

Man unterscheidet zwischen viralen und bakteriellen sexuell übertragbaren Infektionen:

    • Viral
      • Hepatitis
          • Hepatitis A
          • Hepatitis B
          • Hepatitis C
    • HPV
    • Herpes
    • Bakteriell
      • Syphilis
      • Chlamydien
      • Gonorrhoe (=Tripper)

Viral

Hepatitis

Hepatitis bezeichnet in der medizinischen Fachsprache allgemein alle Formen von Leberentzündung. Neben anderen Ursachen können folgende drei Hepatitis-Typen eine Entzündungsreaktion der Leber hervorrufen.

Hepatitis A

Dieser Typ wird meist über verunreinige/ungekochte Lebensmittel und Trinkwasser übertragen. Beim Sex kann jeder Kontakt zwischen Anus und Mund (auch mittelbar über Finger) ein Infektionsrisiko darstellen. Beim „Rimming“ (Arschlecken) oder „Kaviar“ (Essen von Kot) ist das Infektionsrisiko besonders groß.

Die Infektion verläuft häufig ohne typische Symptome. Symptome können sein Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz, leichtes Fieber, Abneigung gegen Fett oder Alkohol. Bei 1/3 der Erkrankten können Gelbsucht (Gelbfärbung der Haut, dunkler Urin) auftreten.

In der Regel klingen die Beschwerden nach zwei bis sechs Wochen ab. Ein chronischer Verlauf besteht nicht – die Hepatitis A heilt aus und es besteht lebenslange Immunität.

Der beste Schutz bietet die Impfung. Zusätzlich sollte man nach dem Toilettengang Hände waschen und bei Reisen in Ländern mit niedrigem Hygienestandards besondere Maßnahmen für Nahrungsmittel und Trinkwasser ergreifen.

Hepatitis B

Die Hauptübertragungswege sind Blut und Sex. Hepatitis B-Viren können wesentlich leichter als HIV übertragen werden. Daher ist das Kondom zwar ein zusätzlicher Schutz und kann das Infektionsrisiko verringern, aber eine Infektion kann auch

        • bei Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten (Blut, Sperma, Vaginalsekret, Lusttropfen, Muttermilch geschehen (seltene Übertragung bei Speichel, Kot und Urin)
        • beim Sex bei allen Sexualpraktiken (auch küssen wenn die Viruslast sehr hoch ist)
        • beim gemeinsamen Benutzen von Spritzen und Zubehör beim intravenösen Drogenkonsum

Die akute Infektion verläuft häufig ohne typische Symptome. Beim symptomatischen Verlauf treten ähnliche Symptome wie bei Hepatitis A auf. Bei ca. 90-95 % der Infektionen heilt eine Hepatitis B-Infektion von selber aus (lebenslange Immunität). Der Rest nimmt einen chronischen Verlauf. Eine chronische Infektion kann zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen, kann allerdings medikamentös behandelt werden. Ist eine Viruslastsenkung aufgrund dessen eingetreten, kann Hepatitis B auf sexuellem Wege sehr unwahrscheinlich weitergegeben werden.

Am besten schützt auch hier eine Impfung. Zusätzlich reduzieren Kondome das Risiko einer Infektion sowie die Anwendung von Safer Use-Regeln.

Hepatitis C

Dieser Hepatitis-Typ wird ausschließlich durch Blut übertragen. Allerdings reichen bereits geringe Mengen aus. Die häufigsten Übertragungswege sind

        • gemeinsames Benutzen von Spritzen und Zubehör beim intravenösen Drogenkonsum
        • gemeinsames Benutzen von Sniffröhrchen
        • Nadelstichverletzungen
        • Sexualpraktiken, bei denen es härter zugeht und Blut-zu-Blut-Kontakt besteht (z.B. Fisten)
        • mangelnde Hygiene beim Tätowieren, Piercen
        • teilen von Toilettartikeln (z.B. Rasierer)

In 75 % der Fälle verläuft eine Infektion symptomlos. Ansonsten treten dieselben Symptome wie bei Hepatitis A und B auf. Bis zu 20 % der Infektionen können nach der akuten Phase spontan ausheilen. Wenn es zu einem chronischen Verlauf kommt, besteht heutzutage eine nahezu 100%ige Heilungschance (abhängig vom Genotyp).
ACHTUNG: im Gegensatz zu Hepatitis A und B besteht keine lebenslange Immunität! Reinfektionen sind jederzeit möglich.

Gegen Hepatitis C gibt es keine Schutzimpfung.
Schützen kann man sich durch Safer Use-Maßnahmen, Verwendung von Latexhandschuhen und Kondomen (inkl. Wechsel von Partner*in zu Partner*in) und Vermeidung von Blut-zu-Blut-Kontakten.

HPV

Eine Infektion mit dem Humanen Papilloma-Virus gehört zu den häufigsten STIs. Fast alle sexuell aktiven Menschen kommen im Laufe des Lebens mit mindestens einem HPV-Subtyp in Kontakt (mehr als 100 verschiedene Subtypen sind existent).

Eine Übertragung ist bei allen sexuellen Kontakten möglich, vor allem bei ungeschützten Anal- und Vaginalverkehr.

Meist heilt eine HPV-Infektion von selbst aus. Symptome einer Infektion können Feigwarzen (Kondylome) sein. Diese können mittels Operation, Vereisung, Laser oder Creme entfernt werden, sollten sie nicht spontan ausheilen. Feigwarzen kehren häufig nach Therapie wieder.
Hauptsächlich verlaufen Infektionen mit HPV aber symptomlos.

Einige HPV-Subtypen sind krebsauslösend (Anal, Gebärmutter, Vagina, Penis). Daher ist eine Früherkennung wichtig. Schutz bietet eine Impfung, die allerdings nicht von der österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) übernommen wird. Kondome reduzieren die Übertragungswahrscheinlichkeit nur mäßig.

Bei Fragen zu HPV und dem Schutz kann man sich an eine*n Fachärzt*in für Haut- und Geschlechtskrankheiten wenden.

Herpes

Der Herpes-simplex-Virus (HSV) umfasst 2 Typen:

    • HSV-1: bekannt als Lippenherpes, fast alle Menschen sind davon betroffen
    • HSV-2: bekannt als Genitalherpes kommt bei ca. 20 % der Bevölkerung vor

Hauptübertragungswege des Virus sind Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt, Tröpfchen- und Schmierinfektion. Ein Kontakt mit der infektiösen Flüssigkeit aus den Bläschen ist dazu notwendig.

Kondome reduzieren die Infektionswahrscheinlichkeit nur begrenzt, da dieser auch beim Küssen, Oralverkehr, durch Berührung (Finger) übertragen wird. Daher sollte man den Kontakt mit Bläschen/Geschwüren meiden.

Symptomatisch für Herpes-Infektionen sind brennende, schmerzende, juckende Bläschen. Bei leichtem Verlauf genügt eine lokale Therapie mit Salbe. Bei schwereren Verläufen können Virustatika als Tablette oder intravenös verabreicht werden.

Eine Ausheilung ist nicht möglich. Die Viren „verstecken“ sich in den Nerven, deshalb können sie an der gleichen Stelle wieder auftreten, vor allem bei Stress.

Bei Fragen zu Herpes kann man sich an eine*n Fachärzt*in für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder den/die Hausärzt*in wenden.

Bakteriell

Bei bakteriellen STI gibt es gute Therapiemöglichkeiten. Wichtig ist zu beachten, Sexualpartner*innen über eine Infektion zu informieren, damit sich diese auch gleich behandeln lassen können. Dadurch wird die Infektionsweitergabe versucht zu verhindern.

Syphilis

Syphilis-Infektionen sind bei allen sexuellen Kontakten möglich. Die Bakterien werden über intensiven Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt übertragen sowie über Blut und andere infizierte Körperflüssigkeiten. Zusätzlich kann der Kontakt mit dem Primärgeschwür und dem nässenden Hautausschlag zu einer Übertragung der Infektion führen.

Eine Infektion mit Syphilis verläuft in 3 Stadien:

    1. Stadium
      einige Tage nach der Infektion bildet sich ein schmerzloses Primärgeschwür, an der Stelle an dem die Bakterien eingetreten sind (oral, genital, vaginal, anal). Dieses Geschwür kann übersehen werden.
    2. Stadium
      nach ca. 9 Wochen kommt es zu Fieber, Lymphknotenschwellungen und Hautausschlägen (meistens Handinnenflächen, Fußsohlen und Rumpf).
    3. Stadium
      nach Jahren kommt es zu schweren Schäden an Organen, Gefäßen, Nerven, Skelett und Gehirn. Diese Schäden sind irreparabel.

Eine Syphilis-Infektion ist mittels Antibiotika gut behandel- bzw. heilbar.

Kondome reduzieren das Risiko einer Infektion mit Syphilis, können dies aber nicht komplett ausschließen.

Chlamydien

Diese werden genital, oral, vaginal und anal durch Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt übertragen und besiedeln die Schleimhäute mit denen sie in Berührung kommen. Daher ist es wichtig bei Abstrichen alle Locations abzustreichen.

Folgende Symptome können bei einer Chlamydien-Infektion auftreten:

    • genital:
      • bei weiblichen Geschlechtsorganen meistens symptomlos, ansonsten wässriger, teils eitriger Ausfluss, Juckreiz und Brennen beim Wasserlassen
      • bei männlichen Geschlechtsorganen in 50 % der Fälle asymptomatisch. Wenn Symptome auftreten, können dies Brennen beim Wasserlassen oder meist klarer Ausfluss aus der Harnröhre sein.
    • anal:
      • meist ohne Symptome, sonst Ausfluss oder Juckreiz
    • oral:
      • keine bzw. kaum Symptome

Chlamydien sind mittels Antibiotika gut behandel- bzw. heilbar. Wenn eine Infektion nicht behandelt wird, kommt es zu einem chronischen Verlauf und Aufsteigen der Bakterien. Folgeschäden wie z.B. Unfruchtbarkeit sind möglich.

Wie bei Syphilis-Infektionen können Kondome die Infektionswahrscheinlichkeit reduzieren, aber nicht ausschließen.

Gonorrhoe (=Tripper)

Gonorrhoe wird, wie Chlamydien, über Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt übertragen. Auch hier gilt bei Abstrichen alle Locations (oral, anal, genital, vaginal) abzustreichen.

Folgende Symptome können auftreten:

    • genital:
      • bei weiblichen Geschlechtsorganen mehr als 50 % symptomlos
      • bei männlichen Geschlechtsorganen kommt es meist drei Tage nach Kontakt zu brennen beim Wasserlassen und/oder eitrigem Ausfluss („Bonjour-Tropfen“)
    • anal:
      • meist ohne Symptome, sonst Jucken und Brennen, evtl. Schleim/Eiter im Stuhl
    • oral:
      • kein bzw. kaum Symptome

Gonorrhoe kann von alleine ausheilen (oral nach ein bis drei Monaten) aber auch chronisch werden. Im Falle einer Chronifizierung kann es bei bei Personen mit weiblichen Geschlechtsorganen zu Unterleibsentzündungen und bei Personen mit männlichen Geschlechtsorganen zu Prostata-/Nebenhodenentzündung kommen. Folgeschäden sind bis zur Unfruchtbarkeit möglich.

Gonokokken (Bakterien, die Gonorrhoe auslösen) können mit Antibiotika therapiert werden.

Wie bei anderen bakteriellen STI reduzieren auch hier Kondome das Risiko einer Infektion, können dieses aber nicht ausschließen.

 

Bei Fragen zu STI kannst du dich an eine regionale Aids Hilfe wenden.

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